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Westtangente schadet Freising

Offener Brief an den Oberbürgermeister und die Stadträte zum Thema Westtangente Freising

Die Diskussionen um die Westtangente offenbarten seit deren Beginn in den 70er Jahren, dass das Projekt hoch umstritten ist. Viele Bürger sind wegen des jüngsten Hin und Her sehr verwundert.

Aus diesem Grund wollen nun einige engagierte Bürger und Verbände, die sich seit langem mit dem Freisinger Verkehr beschäftigen, versuchen, etwas Übersicht in die Planungen zu bringen. Arbeitskreise der Agenda 21, der Bund Naturschutz, der VCD, Stadtteilauto und engagierte Bürger möchten zeigen, wie hoch alle Kosten und Nachteile der bisherigen Planungen sind.

Unserer Meinung nach wird hier eine archaische Planung verfolgt, bei der nicht korrekt und nicht transparent abgewogen wird. Bei Prüfung der Planunterlagen muss man zu folgendem Ergebnis kommen: Die Nachteile der vorliegenden Varianten wiegen alle zu schwer. Die Westtangente kostet immens viel, bringt aber wenig.

Konkret bestätigt das auch Prof. Kurzak: Auf der Thalhauser Straße wird ca. 20 % mehr Verkehr auf Freising zurollen, knapp 2000 Fahrzeuge pro Tag. Man kann davon ausgehen, dass ein beträchtlicher Teil davon Schwerlastverkehr ist. Dieser wird zum weit überwiegenden Teil erst mit der Westtangente nach Freising kommen - aktuell ist die Stadtdurchfahrt für LKW nicht attraktiv. Nachdem die Nürnberger Autobahn chronisch überlastet ist, Allershausen eine Umgehung bekommen soll und die LKW-Maut kommt, wird die beträchtliche Abkürzung von der Nürnberger Autobahn zum Flughafen und zur Deggendorfer Autobahn sehr attraktiv.

  • Die Folge: Die Westtangente als Entlastungsstraße für den Schwerlastverkehr der Nürnberger Autobahn. Die überregionale Bedeutung der Westtangente hat ja bereits das Verwaltungsgericht bei der Ablehnung der ersten Planung bestätigt. Es gibt Berechnungen, wonach die Straßenbelastung durch einen LKW so hoch eingeschätzt wird, wie bei 700 (!) PKW.
  • Es wird für die Altstadt und den Innenstadtbereich keine echte spürbare Entlastung geben. Mindestens 70% des prognostizierten Verkehrs in der Innenstadt und auf den geplanten Tangenten ist sogenannter Ziel- und Quellverkehr, d.h. diese KfZ fahren sowieso in die Stadt hinein.
  • Auf der Bürgerversammlung in Vötting (5.2.03) bestätigte Prof. Kurzak, dass die Entlastung nur gering ist (max. 10 - 12,4 % auf der Saar-, Vöttinger und und Johannisstraße, den Hauptzielstraßen). Manche etwas entlastete Straßen wie die Kammergasse oder Wippenhauser Straße werden schnell wieder mit Verkehr voll laufen. Auf die geringe Entlastung der Innenstadt wies Kurzak bereits 1997 hin.
  • Die Westtangente bedeutet in jedem Fall eine gigantische Zerstörung an Landschaft, die hier besonders reizvoll und prägend für Freising ist. Zwei Meter Straßendamm und fünf Meter Lärmschutzwall im Moos bilden in der flachen Landschaft einen bedrohlichen Wall, der das typische Stadtbild von Freising aus dieser Richtung völlig zerstört.
  • Die Lärmbelastung wird vor allem durch den LKW-Verkehr trotzdem deutlich zunehmen.
  • Die Tangente wirkt wie ein Sperrriegel für eines der wichtigsten Naherholungsgebiete von Freising, wozu nicht nur der Vöttinger Weiher, sondern die ganze anschließende Mooslandschaft zählt.
  • Dabei wird in Anbetracht der Stadtnähe eine ungewöhnlich reichhaltige Natur zerstört.
  • Wichtige Ressourcen wie Grundwasser, Trinkwasser wasserspeichernder Torfboden und ein Frischluftzug, der weit in die Innenstadt hinein reicht, werden beeinträchtigt oder sogar völlig zerstört, wie bei der Frischluft zu befürchten ist.
  • Man kann sich in diesem Sommer gut vorstellen, wie wichtig die Zufuhr frischer, sauberer Luft ist. Freisings Innenstadt wäre in diesem Sommer mit der Westtangente deutlich heißer und trockener.
  • Fazit: Mit dem Bau der Westtangente geht ein großes Stück an Freisinger Identität und vor allem Lebensqualität verloren. Damit geht auch ein Stück Attraktivität Freisings verloren, was nicht unerheblich für die wirtschaftliche Entwicklung ist.
  • Die äußeren Varianten durch das Freisinger Moos sind alles andere als verträglich. Hier wird ein enorm wertvoller Naturraum durchschnitten. Freisings Naturerbe und Heimat wird dabei zerstört.
  • Deren Wert und europaweite Bedeutung wurde erst unlängst durch die Ausweisung weiter Teile des Freisinger Mooses als Natura-2000-Gebiet nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie und nach der Vogelschutzrichtlinie bestätigt.
  • Die geschätzten Kosten von bis zu 80 Millionen € sind bei gleichzeitig leeren Kassen in den Kommunen mit drastischen Kürzungen kommunaler Aufgaben nicht verantwortbar (2003 Rekordschulden der Stadt mit 80 Millionen €) - besonders nachdem der Hauptnutznießer der Schwerlastverkehr ist. Hinzu kommen noch hohe Folgekosten durch Dauerbelastungen durch den Unterhalt, die sich allein für den Tunnel im Bereich von mehreren 100.000,- € / Jahr bewegen.

Die Interessensgruppe fordert die Stadt Freising auf, das Projekt Westtangente nicht mehr weiter zu verfolgen. Die Nullvariante sollte dringend intensiv untersucht werden. Gegen eine derart archaische Planung mit einer gigantischen Zerstörung von gewachsenem Lebensraum, Landschaft, Natur, Naherholung und Lebensqualität sehen wir es als notwendig an, die vorliegenden Planungen abzulehnen. Für die dargelegten Planungen ist der Preis im Verhältnis zu den geringen Vorteilen einfach zu hoch!

Wir möchten deshalb die Stadt und ihre Mandatsträger einladen, in einen Dialog einzutreten, um ein zukunftsfähiges Verkehrskonzept für Freising zu erarbeiten. Wir denken, dass unsere Argumente und die großen Nachteile, die man sich unbestritten mit den vorliegenden Planungen einhandelt, es rechtfertigen, ein umfassendes Verkehrskonzept zu erstellen. Daran wollen wir uns gerne beteiligen und wir glauben, dass es bessere und vor allem billigere Alternativen gibt, die auch eine größere Verkehrsentlastung bewirken können.

Die Interessengruppe will den Verantwortlichen eine Chance geben, gemeinsam eine tragfähige Lösung zu erarbeiten. Wir hoffen, dass die Stadt Freising und der Stadtrat diese Chance nützt - zum Wohle von Freising.

Freising, 12.08.2003

Agenda 21, AK Bauen, Wohnen, Verkehr, Dr. Ruth Lang
Manfred Drobny, BN Freising
Alfred Schreiber, VCD Freising
Herr Dr. Hans-Jürgen Reents
Herr Werner Zacharias, StadtTeilAuto